Friedel Klaproth erzählt aus seiner Erinnerung, wie der Pfingstfrühschoppen und das Osterfeuer zu einer Oerier Tradition geworden sind.

„Pfingsten bleibt die Küche kalt – wir gehen in den Oerier Wald“

Jedes Jahr am Pfingstsonntag zieht es die Einwohner aus Oerie sowie zahlreiche Gäste aus Hüpede und der Umgebung zum sogenannten Pfingstfrühschoppen in den Oerier Wald. Aber es ist nicht nur ein Frühschoppen, sondern ein Tag für die ganze Familie.

Morgens um 10:00 Uhr versammelt sich die Feuerwehr im Wald zum Aufbau von Tischen, Stühlen und Bänken sowie Getränketresen und Grillstation. Sehr gelegen kommt dazu die Schutzhütte, die die Landjugend in einer 72-Stunden- Aktion 2011 dort errichtet hat und in der nun der Grill aufgestellt wird.

Die Veranstaltung beginnt mit dem Frühschoppen, bei dem noch die meisten Besucher männlich sind, aber hin zur Mittags- und Kaffeezeit ändert sich dies und Familien beherrschen das Bild. Am Nachmittag gibt es Kaffee, Kuchen und viele Torten, die von den Frauen der Oerier Dorfgemeinschaft gebacken und angeboten werden. Seit 2013 sorgt der Musikzug Schulenburg für musikalische Unterhaltung.

Und wie und wann hat das begonnen? Es muss in den 1950er Jahren gewesen sein, als sich jeden Pfingstsonntag morgens um 4:00 Uhr einige Oerier Männer zu Fuß in Richtung Wald aufmachten, um in den frühen Morgenstunden den Frühling zu genießen, wenn die Sonne aufgeht und sich der Morgendunst verzieht. Pfingsten ist die Zeit, in der sich die Natur von ihrer schönsten Seite zeigt. Nach einer kurzen Wanderung wurde sich dann auf einen Baumstamm gesetzt, Mettwurst und Schnaps aus dem Rucksack geholt und gefrühstückt.

Im Laufe der Jahre brachte dann Schlachtermeister Heinrich Hake seinen Grill und einige Kästen Bier mit und aus Mettwurst und Schnaps wurde Bratwurst und Bier. Auch Hüpeder Männer waren schon früh unterwegs und man traf sich hinter dem Oerier Wald. Einige Jahre später, mittlerweile gab es schon die ersten Tische und Bänke im Wald, hat dann Gastwirt Willi Apel aus Hüpede für einige Jahre die Getränkeversorgung übernommen. Die Bratwürste und Steaks kamen aber weiterhin von Heinrich Hake, nun allerdings von einem größeren Grill.

  

Mit den Jahren hat sich der Beginn des Frühschoppens immer weiter in den Tag hinein verschoben und Pfingsten ist zum Familientag geworden, der nun gemeinsam von der Oerier Feuerwehr und den Frauen der Oerier Dorfgemeinschaft veranstaltet wird.

Das Osterfeuer

Eine weitere ebenso lange Tradition hat das Oerier Osterfeuer. Bis in die 1960er Jahre fand das Osterfeuer am Ostersonntag statt und nicht wie heute hinter dem Oerier Wald, sondern am Osterfeuerweg, dem Feldweg zwischen dem Ortsausgang und der B3. Allerdings war der Platz dort so beengt, dass es häufig zu Schäden auf den angrenzenden Ackerflächen kam und das Osterfeuer dort nicht mehr stattfinden durfte.

Die genauen Erinnerungen, wie es dann weiterging, unterscheiden sich. Zunächst wurde das Osterfeuer wohl für ein oder zwei Jahre danach auf den „Langen Kamp“ jenseits der B3 verlegt und dann leider eingestellt. Vermutlich war der Weg dahin zu lang oder auch die B3 zu nahe dran. Einige Jahre später erinnerten sich die mittlerweile erwachsenen Feuerwehrmänner an das Osterfeuer aus ihrer Kinderzeit und sie wollten es wieder aufleben lassen. Nur es musste ein anderer Platz dafür gefunden werden. Was lag näher, als damit hinter den Wald zu gehen, wo schon der Pfingstfrühschoppen stattfand.

So gibt es wieder jedes Jahr in Oerie ein Osterfeuer, allerdings nun am Ostersamstag und am Fischteichweg hinter dem Oerier Wald.

Oben: Die wechselnden Brandstätten für das Osterfeuer.

Bild rechts:

Oerier Jungen in den 1960er Jahren ziehen eine Fuhre Strohballen zum Anfachen des Osterfeuers. Oben: Gerd Wilhelm, Siegfried Wilhelm. Mitte: Günter Klaproth, Heinz Mensing, Rainer Mensing. Vorn: Heinrich (Mackie) Mensing, Gotthard Hielscher, Friedel Klaproth.